Vielleicht werden einige den Ansatz des heutigen Beitrags erkennen. Es werden die Kinofilmkenner sein. “Whoami – Kein System ist sicher” war der Titel eines deutschen Thrillers 2014. “Who am I” heißt übersetzt “Wer bin ich”. Der Befehl “whoami” hat schon auf alten Unix-Systemen funktioniert und klappt auch noch auf Ihrem Windows-PC.
Bei Windows 7 klicken Sie auf “Start” und geben “cmd” in die Zeile darüber ein (wo “Programme/Dateien durchsuchen” steht). Es öffnet sich ein kleines Fenster, was an das alte DOS-System erinnert. Dort tippen Sie dann “whoami” ein und drücken ENTER.
Es ist unspektakulär, aber Sie sehen dann, wer Sie sind: Name des Systems/PC und Name des Benutzers.
So einfach wie es in der EDV ist, zu wissen, wer man ist, so einfach ist es im richtigen Leben nicht. Die Frage “Wer bin ich?” hat sich mancher schon gestellt. Es ist die Frage nach der eigenen Person und es ist die Frage, ob es eine Basis gibt, etwas Festes, auf das man sich verlassen kann. “Das bin ich wirklich.”
Leute, Ihr müsst jetzt ganz tapfer sein! Das mit dem “wirklich” könnt Ihr vergessen. So sehr wir auch manchmal von Persönlichkeiten fasziniert sind, es sind immer nur Facetten einer Person. Anders gesagt, sieht sich jeder selbst wahrscheinlich anders, als es andere tun. Aber welche dieser Sichten ist “richtig”?
Denken Sie an Ihre Teenager-Zeit. Da hat Sie doch kaum einer von den alten Knackern verstanden. Niemand wusste, wer oder wie Sie “wirklich“ sind. Ist also die Sicht von innen nach außen näher an der Wahrheit?
Denken Sie sich einen Alzheimer-Patienten oder einen Autisten. Jeder Außenstehende wird ein nahezu gleichlautendes Urteil über diesen Menschen abgeben. Ist die Kenntnis der Menge über diese Person nicht realistischer, als deren eigene Sicht (Sicht von außen nach innen)?
Der geneigte Kritiker wird die Schwachstelle hier darin entdecken, da er “Autismus” und “Alzheimer” den Krankheiten zuordnet. Wer krank ist, erkennt sich selbst nicht richtig. Bei “Autismus” würde ich nicht von einer Krankheit sprechen, will aber hier anders argumentieren. Nehmen wir weniger extreme Beispiele: Sie kennen in Ihrem Umfeld sicher Menschen, die Ihnen unsympathisch sind, die aber trotzdem Freunde haben. Wer liegt denn in der Beurteilung der Persönlichkeit in diesen Fällen falsch? Ist es das selbstherrliche Arschloch samt seiner Anhänger oder täuschen Sie sich, obwohl Sie tausend Beweise für das Gegenteil bringen könnten?
Was, wenn Persönlichkeit so relativ und individuell ist wie die Zeit? Für mich bin ich so, für andere bin ich so. Es gibt kein “So bin ich wirklich”. Das ist auch nicht wirklich schlimm. Wir müssen uns nur davon trennen, dass wir sauer sein dürfen, weil uns niemand versteht. Andere sehen uns nicht so, wie wir uns selbst. Wollen wir das ändern, müssen wir das “sichtbare Bild” von uns ändern. Das kann nicht jeder. Wenn wir andererseits zu solchen Menschen von außen durchdringen wollen, müssen wir deren Bild von sich kennen lernen. Unter der Maßgabe, dass dieses Bild genauso wenig richtig oder falsch ist, wie unser eigenes, sollte man dies völlig wertfrei tun. Dann werden wir einander verstehen. Von uns selbst sollten wir in der Wertschätzung ein wenig Abstriche machen. Es genügt ein Virus oder auch nur ein paar Tröpfchen aus dem Spirituosenregal und unsere Persönlichkeit ändert sich spontan. Der Unterschied zwischen fremder und eigener Wahrnehmung wird immens. Manchmal wissen wir dann wirklich nicht mehr, wer wir sind.
Aus der Rubrik „Karl Pfefferkorn (1897-1961) zieht vom Leder“