“Hellau!, “Alaaf!” auf Schritt und Tritt,
d’rum steigt der Karl heut’ in die Bütt.
Ob’s Karneval, ob’s Fasching heißt,
liegt an der Gegend Sprache meist.
Ohne die Unterschiede zu verschleiern,
gemeinsam ist, dass alle feiern.
Damit’s nicht zugeht wie beim Lotto,
hat jedes Fest ein festes Motto.
Doch welches Motto soll es sein?
Das fragt sich immer der Verein,
der das Fest in Dorf und Stadt,
zu planen und gestalten hat.
Der’lei Vereine gibt es viele.
Soviel wie Gänseblümchenstiele.
Deshalb gibt es in jedem Jahr
an Faschingsmottos eine Schar.
Da wird sich stets das Hirn verbogen,
da kommen Geistesblitze angeflogen,
manches am Haar herbeigezogen,
auch was Hübsches, ungelogen,
ist hin und wieder mit dabei,
Doch es bleibt ‘ne Quälerei,
Auch für den Narren wird’s zur Plage,
es stellt sich ihm die große Frage:
Welches Kostüm zieh’ ich nur an,
dass ich nochmal tragen kann.
Wenn er sich streng an`s Thema hält,
dann geht das manchmal schon ins Geld.
Will er eine zweite Feier noch beehren,
wird man ihm zwar den Eintritt nicht verwehren,
doch schräge Blicke erntet er.
Oh Gott, wie kommt denn der daher!
Hat der das Motto nicht kapiert?
Oder hat er sich verirrt?
Das alles nur, weil jeder Ort das Recht sich nimmt
und selbst ein Motto sich bestimmt.
Mit diesem Wirrwar sei jetzt Schluss
Zulange schon gibt es Verdruss.
Wozu gibt es die EU?
Die schauen da nicht länger zu.
Die Motto-Freiheit wird gestrichen.
Das muss man jetzt vereinheitlichen.
Jetzt kommt das Motto nur aus Brüssel.
Und wachsen euch nun lange Rüssel,
so denkt doch nur einmal daran,
was das alles nützen kann.
Vorbei die lange Streiterei,
welches Thema es nun sei,
das in neuen Jahr uns Bitte
sei des Handelns stete Mitte.
Gemeinsam werden wir versuchen
auf den fremden Mist zu fluchen.
Das schweißt zusammen, macht uns einig.
Es wird so kommen, meistens, mein’ ich.
Und noch ‘nen Vorteil hat das jetzt,
gibt es das EU-Gesetz.
Es bekommt noch mehr Gewicht,
sieht man’s aus globaler Sicht.
Hat man erstmal diesen Blick,
so sieht man hier der Wirtschaft Kick.
Mit einem Schlag wird reduziert,
was an Kostümen sonst serviert.
Was braucht es Cowboy, Polizist,
wenn das Motto “Weltall” ist?
Nur ein Programm an Faschingskleidung
sorgt schon selbst für die Vermeidung
dieses Überfluss’ an Wahl.
Auch da nimmt man uns ‘ne Qual.
Das Angebot wird zwar gestaucht,
doch pro Stück wird mehr gebraucht.
Dem Betriebswirt macht das Mut,
denn so was produziert sich gut.
Da denkt sich mancher “Prima,
ich ordere bei Teng in China,
drei Container, nein, nicht Reis,
Uniformen von der ‘Enterprise’”.
So in Massen hergestellt,
spart die Firma richtig Geld.
Und irgendwann, Sie wissen’s schon,
hat auch der Kunde was davon.
Ist Ihr Kostüm in Zukunft billig,
so bleiben Sie doch feierwillig.
Sie ziehen dann von Ort zu Ort
und niemand schickt Sie wieder fort.
Sie sind ja passend angezogen.
So bleibt man Ihnen stets gewogen.
Geld gespart beim Kostümkaufen,
das kann man ja dann noch versaufen.
Die EU hat nicht geirrt.
Jetzt boomt es auch noch bei dem Wirt.
Das wär’ doch alles positiv,
wenn es wirklich mal so lief.
Doch wer den Fasching wirklich liebt,
ist froh, dass es die Regel noch nicht gibt.
Es ist die Zeit, wo jeder frei,
entscheidet, wer und was er sei.
Dabei ist es fast
egal, ob’s auch zum Motto passt.
Ich wünsch’ beim Feiern noch viel Freude,
damit lass’ ich es für heute.
Bevor mich meine Fans noch hassen,
werd’ ich nun die Bütt verlassen.
Aus der Rubrik „Karl Pfefferkorn (1897-1961) zieht vom Leder“