Die Älteren erinnern sich bestimmt noch an die alten Blechmülltonnen ohne Räder. Die waren rund und hatten an den Seiten Griffe. Damit konnte man zu zweit den schon im leeren Zustand recht gewichtigen Müllbehälter einigermaßen transportieren.
Die meist durch ihre schwere Arbeit mit Muskeln ganz gut bestückten Kollegen von der Müllabfuhr hatten sogar eine Technik, mit der sie die Tonnen drehend fortbewegen konnten.
Jetzt ist alles leichter.
Die Bezahlung erfolgte früher über Müllmarken. Die kaufte man (quasi prepaid) und hängte sie mit an die Tonne. Praktischerweise an einen der zwei kleinen Griffe, welche sich oben an der Vorderseite der Tonne befanden. Die Müllmänner mussten die Marke dann bei der Entleerung einsammeln.
Die Nachteile sind klar: Mehraufwand beim Einsammeln und die Gefahr des Markendiebstahls.
Leichter wurde es aber auch im Sinne von einfacher.
Die Abrechnungssysteme änderten sich. Erst Strichcode und dann Chip. So wurden die Entleerungen automatisch gebucht.
Tja, der Fortschritt war nicht nur bei unseren Konsumgütern fleißig, nein auch bei der Entsorgung ihrer Hinterlassenschaften.
Aber es geht noch weiter: Auch wie man die Behälter auf den Sammeltouren in den großen Wagen entleert werden, hat sich mehrfach gewandelt.
Erst hat der Müllmann die Marken abmachen müssen und die Tonne manuell in die Vorrichtung des Müllautos gehängt. Damit er es ein wenig einfacher hat, haben wir darauf geachtet, dass die Griffe vorn an der Straße waren. Als die Plastiktonnen mit Rädern kamen, haben wir die Tonnen herumgedreht, denn die Griffe waren jetzt hinten.
Dann kam die Neuerung, welche nur noch einen Fahrer für das Müllauto benötigen sollte. Vom Fahrerhaus aus schnappte sich eine Art Haken die Tonne an der Vorderseite.
Wichtig war hierfür, dass die Tonne mit der richtigen Seite an der Straße stand. Aber das war wieder genau anders herum, als es bisher sinnvoll war. Hinweise in der Zeitung und einigen Sonderheften machten darauf aufmerksam. Wer es nach einigen Abholungen immer noch nicht begriffen hatte, bekam einen Aufkleber mit genauen Anweisungen auf die Tonne.
Hat geklappt. Nach einiger Zeit haben wir wieder umgelernt.
Und was ist jetzt? Die Idee mit der Ein-Mann-Bedienung konnte sich nicht durchsetzen. Es gibt nun wieder Beifahrer, die die Tonnen vom Bordstein zum Auto befördern. Den Männern kann man die Arbeit etwas erleichtern, indem man die Griffe der Tonne zur Straße dreht. Das bedeutet, dass die Tonnen jetzt wieder anders herum stehen müssen. So steht es auch in der aktuellen Abfallbroschüre.
Also Leute: Wieder umlernen! Bis zur nächsten Neuerung.
Aus der Rubrik „Karl Pfefferkorn (1897-1961) zieht vom Leder“