Gendern, ein Wort wie eine Axt. Es spaltet sofort in zwei Lager. Entweder ist man dafür oder dagegen. Eine sachliche Diskussion ist hier – wieder einmal – nicht möglich und es geht schon gar nicht mehr um das, worum es eigentlich ging.
Worum ging es eigentlich?
Fangen wir noch einmal von vorn an. Die deutsche Sprache kennt drei Geschlechter. Das sind: männlich, weiblich und sächlich. Anders als z. B. im Englischen, ist der geschlechtliche Bezug bei Objekten sehr willkürlich. Sehr zum Ärger von Menschen, die Deutsch lernen wollen. Beispielsweise beim Besteck heißt es die Gabel, das Messer und der Löffel.
Bei Begriffen mit einem biologischen Bezug ist das einfacher. Es gibt z. B. der Mann und die Frau. Aber auch bei übergeordneten Begriffen wie der Bevölkerung eines Staates gibt es zwei Varianten, wie den Bürger und die Bürgerin.
Das Problem war nun aber, dass patriarchalischer Sexismus dazu geführt hat, dass nur noch ein Teil benutzt wurde und eventuell nur von Bürgern eines Staates die Rede war, was schlichtweg falsch ist und rund die Hälfte der Bevölkerung unter den Tisch fallen lässt und man so keine Gleichstellung aller erlangen kann.
Aus meiner Sicht wäre es richtig gewesen, darauf zu achten, dass die deutsche Sprache gefälligst richtig mit ihren ganzen Möglichkeiten genutzt wird. Nehmt euch die Zeit und redet von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern, Ärztinnen und Ärzten, Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern.
Damit wären wir von rund 50% auf fast 100% gekommen und wären argumentativ unangreifbar. Es wären fast alle angesprochen, Cis Männer und Cis Frauen, Transmänner und Transfrauen auch ein Teil der Non-binären Menschen wäre vielleicht zufrieden.
Aber nein, kühner Aktionismus wollte nicht nur meist 100%, sondern immer 100%, um wirklich alle ausnahmslos in die Sprache zu integrieren. Ein lobenswertes Ziel. Allerdings bedarf es dazu grundlegender Änderungen der deutschen Sprache.
Den Umweg einer geschlechtslosen Bezeichnung finde ich zum Teil tragbar. Studierende kann man sagen, Lehrende sicher auch noch. Wissenschaffende finde ich schon eher grenzwertig. Wo es gar nicht geht, soll nun die Mehrzahl aus dem männlichen Teil, einem Stern und einen “Innen” der Weisheit letzter Schluss sein. Der Stern steht für alle, die sich nicht als männlich oder weiblich empfinden.
Erfolg versprechend scheint mir die Methode nicht. Sie indoktriniert unnötigerweise neue Schreib- und Sprechweisen. Damit ist die Gegenwehr groß.
Ja, Sprache verändert sich und sie muss sich anpassen. Ob es so funktioniert Gleichstellung aller zu erreichen, wird die Zeit zeigen. Ich bevorzuge es weiterhin, die deutsche Sprache in ihrer bestehenden Form zu nutzen, um möglichst fast alle meiner Leserinnen und Leser anzusprechen.
Nachschlag: Schon einmal über “der Junge” und “das Mädchen” nachgedacht. Der Junge ist die Kurzform von “der junge Herr”, während “das Mädchen” eine kleine Made, also etwas Unfertiges ist. Da gäbe auch noch Handlungsbedarf.
Aus der Rubrik „Karl Pfefferkorn (1897-1961) zieht vom Leder“