Das finden Sie komisch? Doppeltgemoppelt? Aber das ist ein gängiger Begriff. Gut, meist wird der erste Teil abgekürzt. Dann heißt das “GTA-Angebot”. Wer jetzt schon zusammen gezuckt ist, hat noch einen Bezug zur deutschen Sprache und sei mir im Geiste willkommen. Denjenigen muss ich aber auch warnen. Es werden in dem Artikel noch andere schmerzvolle Beispiele geistiger Degeneration folgen. Seid gewappnet meine Freunde. Es wird hart.
Die deutsche Sprache hat einige Eigenheiten. Darunter befindet sich auch die Möglichkeit Substantive zusammen zusetzen. Dies geht im Deutschen quasi unendlich. Wir kennen das “Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsanwärterpatent” (oder so).
Dem entgegen steht unser Hang, Dinge abzukürzen. Abkürzungen sind überhaupt gerade voll im Trend. Das ist sicher der Chat- und SMS-Kultur der letzten Jahre geschuldet.
Neben alten Abkürzungen für eine Beschimpfung, wie LMAA und Parteien, welche man zum großen Teil auch abkürzt (leider nur verbal), werden auch Fernsehserien und -shows kaum noch mit dem vollen Titel genannt (Beispiel: GZSZ oder DSDS).
Stefan Raab hat das mal schön auf den Punkt gebracht mit seiner Show: SSDSDSSWEMUGABRTLAD.
Wissen Sie noch, was das hieß? Es war die Abkürzung für: “Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte und gern auch bei RTL auftreten darf”
Woher soll man denn das wissen? Das kann man sich ja nicht merken. Und genau da sind wir am Punkt angelangt. Es gibt leider sehr viele Menschen, die Abkürzungen benutzen, ohne sich des vollen Begriffes, für den die Abkürzung steht, bewusst zu sein.
Genau das passiert beim “GTA-Angebot”. Für den Begriff “Ganztagsangebot” wurde die Abkürzung “GTA” gefunden. Wem das zu kurz ist, der kann ja wieder “Ganztagsangebot” sagen oder schreiben. Aber “GTA-Angebot” ist schlicht Quatsch. Das “A” steht ja schon für “Angebot”. Eine Mischung aus Abkürzung und ausgesprochen/-geschriebener Variante geht meistens schief.
Beispiele gefällig?
- ISBN-Nummer – http://www.isbn-nummer.de/
- VEB-Betrieb – http://www.ostfirmen.de/
- PIN-Nummer – https://www.google.de/#newwindow=1&q=%22PIN-Nummer%22+kanzlei
- ABM-Maßnahme – http://portal.dielinke-in-sachsen.de/sehrt.asp?iid=742
Das sind so die Klassiker, welche häufig verdoppelmoppelt werden. Muss ich die Abkürzungen erklären? Wahrscheinlich schon:
- ISBN – International Standard Book Number (klappt auch deutsch: Internationale Standard Buch-Nummer)
- VEB – VolksEigener Betrieb
- PIN – Persönliche IdentifikationsNummer
- ABM – ArbeitsBeschaffungsMaßnahme
Alles mit “Nummer” am Ende scheint da besonders betroffen zu sein. Es gäbe ja da auch noch die “EAN-Nummer” (EAN – European Article Number / deutsch: Europäische ArtikelNummer). Aber die ist ohnehin Geschichte. Das heißt jetzt GTIN (Global Trade Item Number, deutsch: Weltweite HandelsArtikelNummer). Da lauert doch schon die “GTIN-Nummer”? Oder vielleicht eine “WHAN-Nummer”? Besser nicht.
Und weil wir gerade so schön dabei sind, erweitern wir auf Worte, die aus einem anderen Sprachgebiet stammen. Man sollte auch diese nur verwenden, wenn man sich deren Bedeutung sicher ist. Dann kann es nicht passieren, dass man ähnliche Doppelmoppelwörter schafft.
“La Ola” ist spanisch für “Die Welle”. Eine “Laolawelle” ist also wieder Quatsch. Die gilt auch für die “Pinnadel”, denn “pin” ist der englische Begriff für eine Stecknadel.
Wo ich allerdings bisher zu Unrecht zusammen gezuckt bin, ist die “DIN-Norm”. Ursprünglich stand “DIN” wirklich mal für “Deutsche Industrie-Norm”. Dies waren die Arbeitsergebnisse des 1917 gegründeten „Normalienausschuß für den Maschinenbau“ (NADM), wobei diese zunächst als DI-Norm abgekürzt wurden. Seit 1975 gibt steht “DIN” für “DIN Deutsches Institut für Normung e. V.” und die Normen sind dann korrekt die “DIN-Normen”.
Damit werde ich mich wohl oder übel abfinden müssen. Mit einem “GTA-Angebot”(1) allerdings nicht.
(1) Beispiele auch dafür:
http://gsnaunhof.de/cms/front_content.php?idcat=7 (Menü links)
http://www.ms-brandis.de/schulleben.html (Menü oben)
http://www.lvz-online.de/region/wurzen/tennis-theater-und-technik/r-wurzen-a-35373.html (im Text)
Aus der Rubrik „Karl Pfefferkorn (1897-1961) zieht vom Leder“