Sie kennen das. Sie werden morgens wach und überlegen “Wo bin ich?”, vielleicht auch noch ”Wer bin ich?” aber sicher oft, “Welcher Wochentag ist heute?”. Das passiert oft im Bruchteil von Sekunden. So etwa geht es auch einem Computer beim Booten.
Die Entwicklung eines Menschen läuft ähnlich. Hier dauert die Beantwortung der Fragen manchmal Jahre und somit steht der Wochentag nicht mehr unter den Top 3. Der heranwachsende Mensch versucht sich in der Welt, in die er geworfen wurde (ich bitte die doppelte Bedeutung zu ignorieren), zu verstehen. Fragen stellt er durch Aktion und wartet die Antwort (Reaktion) ab. “Trial and error”, wie der Engländer sagen würde.
Mit der Zeit versteht man, was geht und was nicht. Das kann man noch ein paar Mal testen und wenn immer wieder das gleiche Ergebnis kommt, als Regel festschreiben. Dann ist die Abfolge logisch. Ein anderes Ergebnis kann dann ausgeschlossen werden.
Je mehr dieser Erkenntnisse man im Leben gewinnt, umso leichter wird es. Der alte Mann gilt dann als weise. Ein Ziel, das sich zu erreichen lohnt. – Oder vielleicht nicht?
Kleine Kinder kennen den Weihnachtsmann. Sie schreiben Wunschzettel. Genauso selbstverständlich beantworten sie Fragen von Großeltern, was sie sich von ihnen zu Weihnachten wünschen. Auch diese Dinge bringt dann manchmal der Weihnachtsmann.
Alles kein Problem, wenn man es mit der Logik nicht so genau nimmt.
Kinder können das. Sie können gleichzeitig einen Weihnachtsmann akzeptieren und von seiner Nichtexistenz überzeugt sein. Auch wenn das unlogisch ist, spiegelt es doch exakt den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema wider. Jeder wird die Existenz des Weihnachtsmanns leugnen, aber er ist trotzdem allgegenwärtig, erscheint in Kindergärten, auf Weihnachtsmärkten oder anderen Veranstaltungen. Ein logisch denkender Mensch käme damit nicht klar. Eine Maschine müsste “Error” anzeigen. Ein Kind hingegen kann sich den Luxus leisten zu “wissen”, dass der Weihnachtsmann nicht echt ist, aber gleichzeitig den Wunschzettel in dreifacher Ausfertigung einmal den Eltern in die Hand zu drücken, den Englein aufs Fensterbrett zu legen und per Briefpost an eines der offiziellen Himmelpforter Postämter zu schicken. Man kann ja nie wissen. Da geht es nicht um Logik. Logik ist hier eher hinderlich. Logik kann aber auch beim Erkenntnisgewinn hinderlich sein. Wie kann eine Erde rund sein, wenn doch da logischerweise die Menschen auf der anderen Seite herunterfallen müssten? Ja, jetzt lächeln Sie über die einfache Logik der Leute aus früheren Zeiten. Wenn ich Ihnen aber jetzt erkläre, dass es laut Quantentheorie logisch ist, dass eine Katze gleichzeitig tot und lebendig sein kann, dann werden Sie mir einen Vogel zeigen. Logik scheint eben doch nur dann zu funktionieren, wenn man die Voraussetzungen akzeptiert hat. Aber dann wären auch Religion und Kommunismus logisch. Wenn ich akzeptiere, dass es einen Gott gibt, dann muss der das alles so gewollt haben und es hat einen Sinn. Wenn ich akzeptiere, dass Menschen alle gleichgeschaltet werden wollen, dann gibt es nur eine Gesellschaftsform, die ideal für sie ist. Wenn ich akzeptiere, dass die Erde eine Scheibe ist, dann fallen alle Menschen auf der Unterseite natürlich runter. Vielleicht laufen sie aber auch auf den Händen. Man weiß es nicht. Logik auf Annahmen zu betreiben, seien sie auch noch so gefestigt, bringt nichts. Logik muss immer hinterfragen, auch wie fest ihr Fundament ist. Erst dann taugt der Aufbau etwas.
Bei Weihnachtsmann & Co. können Sie auch gern mal auf Logik verzichten. Logik kann einem auch den Spaß verderben. Gönnen Sie sich mal ein wenig unlogisches Verhalten. Das macht Sie als Menschen aus. Das unterscheidet Sie quasi von Ihrem Computer.
Aus der Rubrik „Karl Pfefferkorn (1897-1961) zieht vom Leder“