Der innere Schweinehund

Kennen Sie einen Zesel, eine Schiege oder einen Wolphin? Dies sind Tiere, die es tatsächlich gibt. Es sind allerdings vom Menschen vorgenommene Kreuzungen aus Zebra und Esel, Schaf und Ziege bzw. Schwertwal und Delfin mit wenig Aussicht auf Vermehrung.

Auch wenn sein Name eine solche Kreuzung vermuten lässt, so ist der Schweinehund kein Kind einer ungleichen Paarung. Der Mensch hat allerdings auch hier seine Finger im Spiel.

Der Schweinehund bzw. eigentlich Sauhund ist ein zur Jagd gezüchteter Hund, der die Sau (das Wildschwein) bis zur Ermüdung hetzt.

Genau diese Eigenschaft, jemanden zu Schwächen, hat den Schweinehund zum Sprachbild gemacht. Der innere Schweinehund macht uns willensschwach und hindert uns daran unangenehme Dinge durchzuführen.

Als Redewendung wurde der Begriff “innerer Schweinehund” in der Zeit des Zweiten Weltkrieges durch Reden von Politikern populär und ging in die Umgangssprache der Soldaten, besonders der Ausbilder ein. Später nutzten vor allem Trainer und Sportlehrer den Begriff vom “Besiegen des inneren Schweinehundes” als Kampf gegen Faulheit und fehlende Disziplin.

Im Gegensatz zu Zesel, Schiege und Wolphin braucht sich der “innere Schweinehund” keine Sorgen um seine Vermehrung zu machen. Es gibt ihn wohl so zahlreich, wie es Menschen auf der Erde gibt. Sie haben alle ihr persönliches Exemplar und sicher auch schon dagegen gekämpft.

Aber wie können Sie den inneren Schweinehund überwinden?

Gehen wir zunächst der Frage nach, was uns antreibt, aktiv zu werden.

Menschen sind grundsätzlich egoistisch. – Finden Sie dass übertrieben? Es gibt ganz viele Menschen, die keine Egoisten sind? – Das mag durchaus sein. Trotzdem wird der Mensch immer nur dann aktiv, wenn er meint seine eigene Situation verbessern zu können oder damit eine Verschlechterung zu verhindern. Er denkt also in erster Linie an sich.

Zum Verständnis nehmen wir als Beispiel einen Menschen, der das krasseste Gegenteil eines klassischen Egoisten ist. Fällt Ihnen da spontan jemand ein? – Ich bin für Mutter Teresa. Aufopfernd und selbstlos hat sich diese Frau ihr ganzes Leben nur um andere Menschen gekümmert.

Aber warum tat sie das? Sie hat es als ihre Aufgabe angesehen. Sie fühlte sich gut dabei anderen zu helfen. Sie hätte sich nicht gut gefühlt, wenn sie es nicht getan hätte. Mit dieser Einstellung ist sie natürlich eindeutig ein gütiger und verehrungswürdiger Mensch gewesen.

Würden wir uns nicht eigentlich alle besser fühlen, wenn wir anderen helfen? Müssten wir dann nicht alle aktiv werden?

Das Problem ist die Furcht vor der Verschlechterung unserer Situation. Wir rechnen innerlich den Aufwand gegen und der scheint die mögliche Verbesserung nicht aufzuwiegen. Aufwand wiederum bedeutet zunächst eine Verschlechterung. Sie müssen sich aus einer bequemen Lage heraus begeben, bevor Sie sich am Ende mit einem guten Gefühl belohnen können. Da lassen Sie es meist lieber bleiben. Der innere Schweinehund hat dann gewonnen.

Aber wie kommen Sie dann über diese Schwelle?

Zunächst sollten Sie die Schwelle möglichst verringern und sich kleine erreichbare Ziele stecken. Der Erfolg und die Belohnung (das gute Gefühl) müssen kurzfristig erreichbar sein. Falls Sie schon immer Sport treiben wollten, machen Sie keinen Marathon, sondern fangen Sie mit einer kleinen Runde an oder gehen Sie erst einmal nur Spazieren.

Als Zweites sollten Sie sich Ihre aktuelle Situation so schlecht wie möglich machen. Machen Sie sich klar, dass es so nicht bleiben kann! Reden Sie es sich nicht schön! Bleiben Sie ehrlich zu sich selbst! Die Argumente des Schweinehundes lösen ihre Probleme nicht.

Wenn das auch noch nicht reicht, dann erhöhen Sie den Druck auf sich selbst, indem Sie sich den Rückweg abschneiden. Publizieren Sie Ihr Vorhaben. Teilen Sie anderen mit, was Sie machen wollen. Jetzt ist es noch unangenehmer zu kneifen.

Wenn Sie sich eine Situation geschaffen haben, in der nur noch die Aktion das “kleinere Übel” ist, es besser ist jetzt etwas zu tun, werden Sie zum Sieger über Ihren inneren Schweinehund.

Zum Schluss ein Wort an die Tierschützer unter Ihnen: Machen Sie sich keine Sorgen! Dem Schweinehund passiert nichts. Den wird man nie ganz los.

Karl Pfefferkorn (1897-1961)
Karl Pfefferkorn

 


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